Innenansicht auf die Liebig 14


Da die gestrige Innenausschusssitzung einiges an Potential vorhält, habe ich mich entschieden zu der Diskussion um die Räumung der Liebigstraße 14 einen eigenen Blogpost zu verfassen. Ich bin kein Experte für besetzte und/oder von der Räumung bedrohte Häuser, aber ich denke, ich habe die Grundproblematik und die politische Konfliktlage ganz gut erfassen können und hoffe, gerade denjenigen, die genauso wenig Experten sind wie ich, einen groben Überblick geben zu können. Wenn ich etwas wichtiges vergessen sollte, gilt – wie immer – bitte in den Kommentaren darauf hinweisen.

Nur kurz noch zu den anderen TOPs der gestrigen Sitzung: Diese bietet auch neben der Liebig-Diskussion einige spannende Einblicke.  Interessant waren die Aussagen zum Fall Mark Kennedy (Undercover bei G8 2007) und Simon Brenner (Undercover beim Bildungsstreik 2010). Die Berliner Polizei wurde – nach Anfrage der Grünen und Aussage von Pol.präs. Glietsch – über Kennedys Anreise nicht informiert, sie nahmen ihn jedoch unter dem Namen Mark Stone fest und ließen ihn wieder frei. Simon Brenner (oder Brommer) wurde im April 2010 vom LKA BaWü angekündigt und in Berlin eingesetzt, um die Bildungsproteste zu infiltrieren.

Daneben gab es noch eine recht spannende Diskussion um die Umstrukturierung der Bezirksämter, die – laut Berliner Verfassung – bis 2010 nach einem speziellen Proporz besetzt werden mussten, und die man nun auch nach anderen Maßstäben besetzen könnte. Im Kern geht es aber um die Sicherung der zukünftigen Handlungsfähigkeit der Bezirksämter. Die Koalition scheint deren absehbaren Totalausfall willentlich mit einzukalkulieren. Der Antrag der CDU, die Polizeikennzeichnung zu stoppen wurde abgelehnt mit dem Kommentar des Innensenators, das Thema sei für ihn nach dem Urteil der Einigungsstelle erledigt. Das gesamte von mir angefertigte Protokoll lässt sich hier einsehen. Das offizielle ist sicher auch bald online.

Die Liebig 14 – eine (un)politische Frage?

Die Aussagen von Innensenator Körting zur Liebig 14 vermitteln ein eindeutiges Bild: Er sieht darin kein politisches Thema. Den Bewohnern sei gekündigt worden. Das Landgericht habe dies in zweiter Instanz bestätigt und nun müsse das Recht durchgesetzt werden. Die Anfragen der Grünen, inwiefern es Möglichkeiten der Kulanz gebe, wertete Körting als Forderung nach der Anwendung des Opportunitätsprinzips. Dieses besagt, dass wenn der gesellschaftliche Schaden sehr gering ist, kann ein Polizist nach eigenem Ermessen von der Verfolgung einer Straftat absehen. Er ist also nicht gezwungen, jedem Fußgänger, der bei Rot über die Ampel geht, zu bestrafen, sondern kann sich auf diejenigen konzentrieren, die sich im Straßenverkehr wirklich allgemeingefährdend verhalten. Die Anwendung des Opportunitätsprinzips ist nach Körting im Falle Liebig 14 nicht möglich, da das Landgericht Recht gesprochen habe und der vom Immobilieninhaber angerufene Zwangsvollstrecker, falls die Bewohner sich am 2.2. tatsächlich weigern sollten, (reichlich absurd mutete es an, als Glietsch und Körting versuchten zu betonen, dass ja noch alles offen sei und man nicht vorhersehen könne, ob eine Räumung tatsächlich notwendig sei) die Polizei zur Hilfe rufen werde.

Natürlich kann man es sich nicht so einfach machen, jeder nach dem geltenden Recht eindeutige Situation jede Politizität – und damit indirekt auch jede politische Brisanz – einfach abzuerkennen. Es gibt Themen, die sind einfach von politischer Brisanz und die Liebig 14 gehört dazu – wenn sie auch nicht ganz so öffentlich relevant zu werden scheint wie die Köpenicker Straße – und Politiker sind dafür da, dass sie sich mit politischen Problemen beschäftigen. Körtings Verweigerungshaltung hilft da nicht weiter. In Hamburg wurden auch jahrelang Verhandlungen über besetzte Gebäude geführt. Demokratie ist ja kein Ponyhof. Da hilft nicht nur die Kamera streicheln, sondern man muss sich auch in komplizierten Situationen um gute Lösungen bemühen.

Alternativen für die Bewohner?

Eine zentrale Frage lautet natürlich, was die Alternativen für die Bewohner sind. Wo sollen sie nach der Räumung hin? Welche Möglichkeiten wurden ausgelotet. Zu Beginn des TOP hat Körting die Situation dargestellt, als wenn er als Gutmensch sich mit Bezirksbürgermeister Xhains, Franz Schulz, getroffen hätte, mit diesem zusammen sinnvolle Alternativen für die Bewohner evaluiert hätte und diese sich böser Weise gegen alle seine Vorschläge gewandt hätten. An dieser Stelle hat Canan Bayram von den Grünen gute, entlarvende Fragen gestellt. Und so stellte sich langsam heraus, dass die Besuche Körtings wohl vor allem als Feigenblatt gedacht waren. Alles was ins Gespräch gebracht wurde, waren Einzelwohnungen. Allerdings ist die Liebig 14 ein Projekt aus mehr als einem Dutzend Personen besteht, die sich diesen alternativen Lebensstil ja explizit ausgesucht haben. Diese nun in – vermutlich dazu noch viel teurere – Einzelwohnungen abschieben zu wollen, ist wohl kaum als ernsthafte Alternative anzusehen.

Interessant ist auch ein Hinweis, den Bayram machte, nämlich dass die Räumung natürlich auch Einfluss auf die Nachbarschaft nehmen werde. Diese würde unter Umständen in ihrer natürlichen Umgebung maßgeblich gestört. Und damit werde nun auch ein weiterer Schritt in Richtung gentrifiziertem Kreuzberg gemacht.

Ist nun ein Polizeieinsatz geplant?

Kommt er oder kommt er nicht? Canan Bayram wies auf einen Artikel in der Berliner Zeitung vom 15. Januar hin, nach dem ein Einsatz mit über 1000 Beamten und Spezialkräften geplant sei. Glietsch erwiderte, dass dieser Artikel nicht durch seine Pressestelle genehmigt worden sei und betonte erneut, dass Ablauf und Ausmaß des Einsatzes von der jeweiligen Situation und dem Verhalten der Bewohner abhinge. Man könne ja gar nicht wissen, ob es überhaupt zu einem Einsatz kommen werde! Es sei ihm auch gar nicht möglich, genaue Angaben über einen in der Zukunft geplanten Einsatz zu machen (jetzt findet er doch statt?), wenn nun einer der Einsatzbeamten Schätzungen abgebe, sei dies eine andere Sache, die Presse müsse jedoch wissen, dass dies keine verlässlichen Zahlen seinen. Nach all den Argumenten, warum man keine Zahlen nennen könne und die genannten Zahlen nicht verlässlich seien, bekam man nur umso mehr den Eindruck, dass ein großer Einsatz unmittelbar bevorsteht.

Wie sollte man den Fall nun bewerten?

Unabhängig von der jeweiligen politischen Grundhaltung des Lesers erscheint es wohl vor allem wichtig, auf einige Punkte hinzuweisen. So wurden bereits mehrfach Gebäude in Berlin geräumt, deren weitere Nutzung nicht feststand bzw. so schlecht geplant war, dass die Nutzung nicht von Dauer war. Die Räumung in der Brunnen 183 ist meines Wissens ein solcher Fall. Die Brunnen ist gleichzeitig auch ein Paradebeispiel für Verschwendung von Steuergeldern: Der Einsatz hat den Staat ca. 1,8 Millionen Euro gekostet. Das ist ein Vielfaches des Wertes des geräumten Gebäudes, das – ich wiederhole mich ja immer gerne – mittlerweile nicht mehr genutzt wird. In so einem Fall auf das Recht zu pochen, das unter allen Umständen durchgesetzt werden muss und jede politische Diskussion dieses Falles gleich im Vorhinein, womöglich unter dem Motto “Kein Verhandeln mit Terroristen” auszuschließen, ist in etwa so sinnvoll, wie eine Razzia mit SEK-Unterstützung wegen des Verdachts auf Falschparken.

Und bei der Brunnenstraße waren nur 800 Polizisten im Einsatz. Bei der Liebig sollen es etwa 1000 sein. Das dürfte den Preis des Einsatzes auf über 2 Millionen (ja, das sind sechs Nullen) schrauben. Da fragt man sich doch wirklich, ob die Stadt das Geld nicht nehmen und den Vermieter finanziell ausreichend für den Verlust seines Hauses entschädigen könnte, das Haus übernehmen und die Mieter weiterhin ihre Miete zahlen lassen. (Nur so als Spinnerei, die immer noch im Sinne des Steuerzahlers wäre.)

Und so bleibt eigentlich nur darauf hinzuweisen, dass man im September eine Partei wählen sollte, die sich für demokratische und transparente Entscheidungen zur Stadtgestaltung und die Sicherstellung von bezahlbarem Wohnraum einsetzt…und auf einen Hinweis, den Senator Körting selbst gegeben hat: Dass nämlich das passive Sitzen im zu räumenden Haus (aka sich wegtragen lassen) keine strafrechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen wird. See you at #Liebig14!

Update: Hier ist noch ein Artikel von Indymedia, die über die gleiche Sitzung berichten, aber einige andere Punkte noch hervorheben: http://de.indymedia.org/2011/01/298617

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Engagement statt Toleranz


Samstag abend in Berlin. Eine Mosche brennt. Schon wieder. Mittlerweile ist es die dritte in wenigen Wochen. Mindestens der siebte Anschlag seit dem letzten Sommer. Dieses Mal ist es die Ahmadiyya-Moschee im Bezirk Wilmersdorf, die älteste Mosche Berlins. Und Ehrhard Körting, seines Zeichens Innensenator und damit oberster Herr über die Polizei, ruft zu mehr Toleranz auf.

Ist das der Ehrhard Körting, der sich mehr Sorgen um die 1. Mai-Demonstration macht als um den Zustand des Gemeinwesens in Berlin? Der sich nicht beschwerte, als Bundesfamilienministerin Kristina Schröder anfing, Rechts- und Linksextremismus gleichzusetzen und die Gelder für Projekte zur Bekämpfung des ersteren in Projekte zur Bekämpfung zweiteren umzuschichten, und der der sich im Innenausschuss regelmäßig vor den Karren der CDU spannen lässt, wenn es um Fragen zur inneren Sicherheit geht?
Ist das derselbe SPD-Politiker, der zum Thema Religions- und Völkerverständigung zuletzt durch den Aufruf aufgefallen war, seltsam aussehende Menschen mit arabischem Sprachhintergrund den Behörden zu melden? Der sich den dummen und unnötigen Ankündigungen De Maizères einfach anschloss, dass sich die jahrelangen Ausbauten unserer Sicherheitsarchitektur mit ePass, BKA-Gesetz und den immer noch in monotoner Regelmäßigkeit zu hörenden Forderungen nach Vorratsdatenspeicherung und Bundeswehr im Inneren, bald gelohnt haben würden durch einen spektakulären Anschlag in Deutschland. Noch immer ist der Bundestag gesperrt, der Prognosezeitraum, wann der Anschlag kommt, mittlerweile zum dritten Mal verlängert.

Es stellt sich die Frage, ob Herrn Körting nicht klar sein muss, was für Konsequenzen das jahrelange latente oder auch mal weniger latente Schüren von Ressentiments gegen die muslimische deutsche Bevölkerung haben kann. Seit dem 11. September 2001 werden in Deutschland in Bezug auf die Innenpolitik konsequent die rationalen Köpfe verdrängt und die Hardliner in die erste Reihe gestellt. Von Otto Schily über Wolfgang Schäuble, Günther Beckstein, sowie Dieter “kein Paintball” Wiefelspütz. Doch das Durchsetzen dieser neuen Sicherheitsarchitektur war nur möglich durch das Wiederholen des ewig gleichen Mantras von der islamistischen Terrorgefahr, von “Gefährdern” und “Konvertiten”. Das Feindbild Islam wurde durch die Art und Weise der Darstellung von Sarrazins Thesen als Tabubruch nur noch zugespitzt. Der Grundstein war jedoch bereits durch jahrelange Vorarbeit gelegt.

Wenn Körting also nach dem erneuten Brandanschlag auf ein islamisch-religiöses Gebäude laut nach Toleranz ruft, bestätigt er da nicht eigentlich nur die Scharfmacher, denen er die ganzen vergangenen Jahre zugespielt hat? Der Begriff Toleranz hat seinen Ursprung im lateinischen Wort tolerare (=„erdulden“). Erdulden tue ich Dinge, die mir eigentlich unangenehm sind, die ich doch eigentlich ablehne, wie der Mieter, der gestern abend um halb 12 noch gehämmert hat. Bei der Religionsfreiheit besteht eigentlich kein Bedarf an Duldung. Denn diese sollte nicht unangenehm oder überflüssig sein, sie konstituiert unser Gemeinwesen auf elementarer Ebene.

Was wir brauchen ist weniger die Duldung, sondern das Engagement. Das Engagement von Bürgern, die sich solidarisch zeigen mit den verschiedenen Religionen. Die aufmerksam, offen und neugierig auf Neues sind. Die sich in Projekten und Organisationen für den interkulturellen Zusammenhalt engagieren. Und das Engagement von Politikern, die dies unterstützen. Politikern, die auch mal “Nein!” sagen, wenn die neueste Welle der Terrorhysterie auf dem Rücken von Muslimen anrollt. Und die keine sinnlose Panik schüren oder zu Denunziation gegenüber arabischen Mitbürgern aufrufen. Das würde schon viel helfen.

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Neues zur Polizeikennzeichnung – 2 Updates


Da bei der Polizeikennzeichnung momentan einiges in Bewegung ist, sowohl was die Situation in Berlin, als auch in Brandenburg angeht, mache ich einfach mal einen ganzen Blogpost, in dem ich einen Überblick zum Stand der Dinge in den beiden Bundesländern gebe. Wer Infos zu anderen Bundesländern hat, schreibe sie bitte in die Kommentare und ich ergänze diese im Artikel.

==Brandenburg==

In Brandenburg steht es momentan erfolgversprechender um die Polizeikennzeichnung als je zuvor. Die Konfliktlinien verlaufen hier allerdings etwas merkwürdig. Im Herbst 2010 wurde ein Vorschlag zur Polizeikennzeichnung von der Brandenburger CDU eingereicht – allerdings natürlich nicht für mehr Verantwortung, sondern für größere Bürgernähe der Beamten. Nach CDU-Logik muss man dann natürlich auch auf die namentliche Kennzeichnung bestehen. Denn es ist fragwürdig, ob eine pseudonyme Kennzeichnung in Form einer Nummer zu einer größeren Bürgernähe führen würde.

Da die rot-rote Landesregierung natürlich nicht einfach so ohne Gesichtsverlust Oppositionsvorschläge annimmt, wurde eine Expertenanhörung anberaumt. Diese wird nun am 27. Januar im Potsdamer Landtag stattfinden. Wer sich anmelden will, sollte sich an die Referentin des Innenausschusses wenden. Hier die Daten:
Anke Robert
Telefon: +49 (331) 966 -1166
Und hier ist der Link zum Mailformular.

Die Anhörung ist sehr hochkarätig besetzt.

Hier ist die Liste der Sachverständigen. Ich würde mich freuen, möglichst viele von euch in Potsdam zu sehen.

Update: Ich habe die Statements der Sachverständigen mitgeschrieben. Mein Rohprotokoll findet sich hier. Der Link zur Anhörung mit Fotos (und später sicher auch dem vollständigen, stenografiertem Protokoll) findet sich hier.

==Berlin==

Es folgt noch ein kleiner Rückblick auf Berlin: Nach Jahrzehnten der Untätigkeit und Verweigerung trotz Forderungen nach einer Polizeikennzeichnung durch die Humanistische Union, den Chaos Computer Club und andere Organisationen, wurde das Thema im September 2009 auf unschöne Weise doch virulent. Ein Demonstrant, der einen Polizisten auf der Freiheit statt Angst-Demonstration 2009 nach dessen Namen und Dienstnummer gefragt hatte, wurde von diesem unnötigerweise und brutal angegriffen. Plötzlich waren sich SPD und Linkspartei im Berliner Abgeordnetenhaus einig, eine Polizeikennzeichnung musste her. Wenn Innensenator Körting nur nicht immer diesen Druck hätte, sich vor der CDU als Hardliner zu präsentieren. Das Thema wurde verschleppt, die Schuld auf die Polizeigewerkschaften geschoben. Vorangetrieben wurde der Prozess vor allem durch den Berliner Polizeipräsidenten, Dieter Glietsch. Dazu wurde im Parlament lediglich sanfter Druck durch die Grünen erzeugt, bis im Sommer 2010 die hocheffektive Kampagne von Amnesty International für mehr Verantwortung bei der Polizei begann.

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A Letter from Hungary

I recently asked a Hungarian friend of mine about the situation in his country and how the people feel about it. He is an activist for the LMP, a Hungarian progressive party, comprised of Greens, Pirates and others, which was founded in 2008 and gained 16 parliamentary seats in 2010. So I asked especially about the conservatives holding more than 2/3rd of the parliament´s seats and the New Hungarian Media Law taking effect in 2011. That´s what he wrote (I deleted a few personal parts):

“Hi Fabio,

I wish you too a Happy New Year!

I have had an extremely busy year […] Honestly, I prefer to wait and see how LMP lives up to my expectations […] it’s time for those in positions to prove us right. Of course, we help out with advice, research, activism, etc.

Hungarian politics are quite sad right now. After 8 years of MSZP rule, even I had a teeny-tiny ray of hope that Fidesz will bring some good. Some they did, but alarmingly little. Instead, this power-hungry group with an over 2/3 majority is raping this nation and feeling good. They are taking our private pension savings, they don’t seem to be able to solve any economic and social problems, and they are ruling our media just months after taking over.

Those consuming major media (tv, radio, newspapers) learn little about the international critique of our proposed media law, which Fidesz will easily pass of course. Only the info hungry, internet intelligentsia understands how damaging this might become. LMP has very little power unfortunately. Yet. I am satisfied with its parliamentary work, but with Fidesz owning the house, there is very little to do, especially given our potential opposition partners: Jobbik (ha-ha-ha, luckily already falling apart) and MSZP (juck). The other issue is that LMP has to grow mature. There are internal problems within the party with self definition and other stuff, whereas we need to get our act together and start building up a strong base for years to come. We will either gradually grow or just disappear for good, and given our name (Politics Can be Different) ruining the chances for and belief in future new parties to come.

It’s quite a grim situation, but we have to survive and prove that there can be alternatives to the corrupt-powerhungry-dumb current political gangster elite. That’s how I see it now. What’s the situation like in the decaying West?

Best for you.”

That´s it. It sure looks grim. Most interesting was for me how he described the rift between the “info hungry, internet intelligentsia” (nice word btw) and the big rest. I think in Germany has been more of a trend to listen to what the web says, especially after the Zensursula debate in 2009, but no one can be sure it will not be a short time, vanishing effect. Let´s stay informed, alarmed and active about parallel developments at home.

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Julian Assange, Wikileaks und der U.S. Espionage Act

Einen stark historisch angehauchten Artikel hat der Freitag von mir online veröffentlicht:
http://www.freitag.de/politik/1049-extreme-willkuer

Seit der Festnahme Julian Assanges, Mitgründer von Wikileaks,fordern einige Hardliner unter den US-Politikern, dieser solle unter dem U.S. Espionage Act angeklagt und in die USA ausgeliefert werden. Da ich mich mit der Zeit, in der dieses Gesetz, nämlich dem Ersten Weltkrieg, im Studium eingehender beschäftigt habe, fand ich es wichtig, die Absurdität dieser Forderung anhand einer kurzen Charakterisierung der Zeit, in der das Gesetz entstand, anzufertigen. Viel Spaß beim Lesen.

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Noam Chomsky zu den USA, dem Iran und Wikileaks

Eines muss man den USA ja lassen – sie wissen von Inhalten abzulenken. Wer die Berichterstattung vefolgt, der wird merken, dass es beim Stichwort WIkileaks momentan fast nur noch um das “Wer gegen wen” geht und weniger um die immer noch brisanten Inhalte, die täglich aus den Rechnern der Whistleblower-Organisation tröpfeln. Dabei sind besonders die Beiträge der US-Diplomaten zum Nahen Osten spannend. Die Aufarbeitung der Depeschen, diesen Bereich betreffend wird sicherlich noch einige Wochen. Noam Chomsky hat sich bei Demcracynow.org zu den Verwicklungen geäußert und dabei auch Bezug auf das Verhältnis zwischen der arabischen Bervölkerung (nicht den Regierungen) und dem Iran genommen.

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Gesellschaft und Disput, Vermittlung und Engagement

Hallo liebe Blog-Leser,

Disput über gesellschaftlich relevante Themen ist kompliziert, oft auch nur schwer nachzuvollziehen für diejenigen, die nicht so viel Zeit haben, sich mit den Themen zu beschäftigen. Hinzu kommt, dass das, was man für politisch richtig hält, nicht immer auch das geeignete Mittel darstellt, um Menschen zu aktiver Partizipation zu ermutigen. Die Aufklärung kann in den Hintergrund treten, wenn man von einem Ziel besonders überzeugt ist und der Kreis der Beteiligten zu stark verengen. Diesem Effekt muss so früh und engagiert wie möglich begegnet werden. Dabei gilt es, auf eine unaufgeregte und sympathische Art und Weise Politik so zu vermitteln, dass sie nicht als aufdringlich wahrgenommen wird, sondern als sympatisch, nicht als langweilig  und überflüssig, sondern als spannend und beteiligenswert.

Eine tolle Organisation, die sich dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben hat, sind die Freiheitsredner. Eine Gruppe von Menschen, die in deiner Nähe unentgeltlich Vorträge zum Thema Bürgerrechte halten und in der ich auch aktiv bin. http://www.freiheitsredner.de/

Auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten, Vermittlung von Politik und Lust auf Partizipation zu bewirken, habe ich mir mit einigen Freunden zusammen überlegt, dass wir eigentlich eine Tour bräuchten, die  hier in Berlin  eine Tour überlegt, auf der Interessierte interaktiv in politische Prozesse eingeführt werden. Berlin ist so reich an Angeboten und Prozessen, Gebäuden und Institutionen. Diese müssen nur verknüpft und zu einem spannenden, politischen Angebot zusammengestellt werden. Mitten rein in die Anfangsphase der Überlegungen zur Ausgestaltung der Idee platze Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit seiner Pressekonferenz zur “konkreten Terrorgefahr bis Ende November” (mittlerweile in die Verlängerung bis Ende Dezember eingetreten), zahlreiche weitere politische Akteure folgten. Also entschied ich mich, innerhalb des unfertigen Konzepts spontan, eine politische Route zu diesem brisanten Thema zusammenzustellen.

www.wir-haben-angst.de

Am 5. 12. um 14 Uhr erkunden wir in einem warmen (!) Reisebus die von den Politikern mit Warnungen beworbenen Terrorziele. Vom Reichstag geht es zum Hauptbahnhof und zum Weihnachtsmarkt, wo man auf bärtige Männer mit verdächtig aussehenden auffälligen Päckchen aufpassen sollte. Beim Justizministerium erfahren wir, welche Rolle die Vorratsdatenspeicherung in der aktuellen Debatte abspielt. Und was hat noch gleich der niedersächsische Innenminister neulich gefordert?

“Terrortours – Die Paniknachhilfe” ist eine Mischung aus klassischer Stadtrundfahrt, aktueller Bildungsveranstaltung und politischem Protest. So ist für jeden was dabei – auch wenn man über die Inhalte schon hinreichend informiert sein sollte. Falls ihr Lust habt teilzunehmen, seid willkommen. Vielleicht kennt ihr ja auch noch jemanden in Berlin, der Interesse haben könnte. Sagt doch einfach mal Bescheid. Anmeldung ist nicht erforderlich. Seid einfach am Sonntag um 14 Uhr (pünktlich) auf dem Potsdamer Platz (nahe 1. Ampel) und steigt ein. Kostenpunkt 8 Euro (erm.6 Euro).

www.wir-haben-angst.de
Eine terrorfreie Adventszeit wünscht,
Fabio

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Weder LiquidFeedback noch Kostenloskultur die Schuld geben

Nachdem schon wieder eine Antwort auf einen Blogpost zu lang wurde, poste ich ihn mal wieder in mein Blog. Es geht um diesen Artikel von Dirk Hillbrecht. Dazu mein Kommentar:

Hallo Dirk,
vielen Dank für den umfangreichen Artikel. Ich stimme dir nicht in allem zu, kann aber viele deiner Punkte nachvollziehen. Zu zwei Sachen wollte ich aber noch explizit antworten.

“Während ein ord­nungsgemäß eingereichter Parteiprogrammantrag eigentlich keine Chance hatte, auch nur am Rande gestreift zu werden, konnte ein abgelehnter Antrag zum Grundsatzpro­gramm problemlos im Parteiprogramm reüssieren. Sowas nenne ich Willkür in Reinkultur.”

Hier verwirrst du den Leser unnötig. Es gab Anträge zum Parteiprogramm, bzw. Grundsatzprogramm – diese Begriffe bezeichnen das selbe – die mit dem Zusatz GP gekennzeichnet waren und bald von der Redaktionskommission in einen Vorschlag für eine Erweiterung unseres aktuellen Programms eingearbeitet wird. Das andere waren Positionspapiere (PP) und Anträge zum Wahlprogramm (WP), was aber in der Realität das gleiche bedeutet: Die Piraten haben zu diesem Punkt offiziell Position bezogen – einen Anspruch, in irgendeinem Programm aufzutauchen, gibt es dadurch nicht.

Die Aussage dahinter teile ich aber. Während so manches gute Positionspapier (PP/WP) nicht behandelt wurde, da wir uns zu Beginn darauf geeinigt haben, nur über GP zu sprechen, haben manche grottenschlechte GP-Anträge es zur Verabschiedung als PP gebracht, da man sich ja in der Sache einig sei. So ein undemokratischer Prozess, der im Grund genommen nur ein Zugeständnis an das Unvermögen mancher Antragerarbeiter(!) ist, einen korrekten Antrag zu schreiben, den man mit gutem Gewissen in sein Grundsatzprogramm schreiben möchte, lädt geradezu dazu ein, in Zukunft nur noch GP zu stellen, wenn man ein PP verabschiedet haben möchte.

“Eine andere Möglich keit zu höherer Effektivität wäre, die Qualität der Anträge zu stei­gern. Hier muss man ganz klar sagen, dass Liquid Feedback eine eher unrühmliche Rolle gespielt hat.”

Hier würde ich dir deutlich widersprechen. Du hast in deinem Artikel korrekt die Probleme aufgezeigt, die dazu führten, dass wir teilweise über sehr schlechte Anträge debattierten. Ich persönlich war auch sehr enttäuscht davon, dass die Piraten im Axel Müller-Verfahren einen Block, der zum größten Teil dämliche/überflüssige Anträge enthielt (Transparenz) und einen, der gar keine (!) GP-Anträge enthielt auf die obersten Plätze hievten. An dieser Stelle muss ganz klar auf die Sitzungsleitung (die es versäumte, den Teilnehmern in übersichtlicher Form darzustellen, über WAS sie jetzt Axel Müllern soll) und die Antragskommission (bzw. ihre eingeschränkten Möglichkeiten, dazu blogge ich aber selbst noch unter htt://enigma424.wordpress.com ) verwiesen werden.
Liquid Feedback als Tool verantwortlich zu machen, halte ich für extrem unsinnig. Wenn nun jemand jede Forderung, die sich im Wiki versteckt als Antrag gestellt hätte, hättest du dann das Wiki verurteilt? Wenn jemand jede Forderung, die im Internet steht, … du siehst wohin das führt. Dass dies aber nicht mit dem Internet geschah, sondern mit LF, zeigt, welch hohe Qualität die Anträge dort schon erreichen. Der Fehler war also ganz eindeutig, sich nicht vor Vermassung zu schützen, besser vorzusortieren und auch früher festzulegen, was überhaupt auf dem Parteitag besprochen werden soll.

BTW, genausogut hätte man sagen können, es war ein Fehler der Teilnehmer über Anträge, die eine überwältigende Mehrheit in LF hatten, überhaupt diskutieren zu wollen – eine Aussage, die ich so natürlich nicht treffen würde, die aber genau so logisch ableitbar wäre wie deine obige.

“Ob das auch mit der „Kostenlosmentalität” vieler Teilnehmer zusammen hängt? Wer für kleines Geld anreist und für lau übernachtet, dem ist es vielleicht auch weniger wichtig, dass ein solches Zusammentreffen ergebnisorientiert abläuft. Das ist dann aber denjenigen gegenüber umso unfairer, die Zeit und Geld für dieses Wochenende investiert haben — und gegen über den politischen Zielen der Piratenpartei.”

Wie ich oben schon geschrieben habe, war ich auch von einigen Entscheidungen des Plenums recht enttäuscht. Auch deine Kritik, dass wir viel zu lange über nicht diskussionsrelevante Punkte diskutiert haben, teile ich. Dies jedoch auf die zu geringen Kosten (lies:Hürden) für die Anreise zu reduzieren, halte ich für völlig in die falsche Richtung gehend. Wir haben tatsächlich ein Demokratiedefizit auf Parteitagen. Denn die Anreisekosten sind für die Mitglieder unterschiedlich hoch. Wer vom Veranstaltungsort weit entfernt wohnt, der zahlt mehr. Wer weniger verdient, der empfindet die Kosten als höher als die anderen. Beide dieser Mängel fallen durch ein Delegiertensystem bzw. eine Fahrtkostenübernahme für Teilnehmer nicht an.

Unser Ziel sollte es aber sein, ALLE Hürden für politische Beteiligung zu reduzieren, für Beteiligung IN der Piratenpartei natürlich erst recht. Bis wir also eine wirklich gute Lösung für die momentane sehr unbefriedigende Situation erschaffen haben (dezentrale Parteitage oder ähnliches), müssen wir zumindest alle anderen Beteiligungshürden so stark wie möglich senken. Durch das Zurverfügungstellen von Schlafplätzen (Abbruchhaus/Halle) und das Organisieren von gemeinsamen Fahrten (zB die kostenlose Busfahrt von Berlin, die ich für Bingen organisiert habe) kann man die anfallenden Kosten für Teilnehmer soweit reduzieren, dass man das Demokratiedefizit zumindest etwas mindert.

Was wir aber beide kritisieren, ist eigentlich mangelnde Vorbereitung und Trollerei. Dies ist natürlich seit Beginn der Partei als auftauchendes Problem bei geringen politischen Hürden bekannt. (Ich erinnere dich an unsere Diskussionen 2007/2008 über die Trollerei auf der NDS-ML) Und Trollerei kann auch durch ein Delegiertensystem nicht verhindert, ausreichende Vorbereitung und Abstimmen nach dem eigenen Gewissen nicht erzwungen werden. Das heißt, die Partei muss ich selbst schützen, indem sie sich sinnvolle Strukturen gibt und stärker führt, lenkt und informiert. Von der Aussage, dass die zu geringen Anreisekosten, wichtige Arbeit behindert hätten, würde ich dir insofern eine Distanzierung empfehlen.

Es grüßt in die (Ex-)Heimat,
Fabio

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Offener Brief an Rainer Klute

Da mein Kommentar auf Rainers Blog doch etwas länger wurde, habe ich lieber gleich einen eigenen Beitrag daraus gemacht.

Lieber Rainer,

du hast auf deinem Blog von deiner Befürchtung geschrieben, die Piraten würden auf ihrem Parteitag Anträge aus dem Bereich Queer-/Familienpolitik verabschieden (vermutlich vor allem dieser und dieser), die in Konflikt zum im Grundgesetz festgeschriebenen Schutz der Ehe und Familie stehen.

Die Anträge von Lena, Maha und co wurden ja jetzt in der Tat noch in letzter Minute beschlossen. Banner der QueeratenIch würde mich trotzdem sehr freuen, wenn du dich mit dem neuen piratigen familienpolitischen Ansatz, der in seiner Progressivität ein Alleinstellungsmerkmal darstellt, anfreunden könntest. Ich erkläre auch gerne im Folgenden meine Sicht dazu und wie ich auf die Idee komme, dass dies funktionieren könnte.

Ich denke nicht, dass wir der Ehe und der sehr schönen Idee, in der näheren Umgebung einer Gruppe von Menschen (die ja meistens recht groß war und nicht nur aus 2 Personen bestand) aufzuwachsen, die einen bedingungslos akzeptieren, damit schaden. Immerhin hast du doch mal so schön im Radio gesagt, dass Jesus auch Datenschützer war, da er Sünden vergeben hat, ohne ins Detail zu gehen und nachzubohren. Dann hat er doch sicherlich auch auf anderer Ebene Toleranz gegenüber denjenigen gezeigt, die sich nicht anders entscheiden konnten und die Gutes im Sinne hatten.

Daher denke ich: Jemanden so zu akzeptieren wie er ist, heißt auch zu akzeptieren, dass Menschen, die sich dafür entscheiden mit einem gleichgeschlechtlichen Partner oder mit mehreren Partnern zusammenzuleben (oder meine Güte, auch mit ihrem Geschwister, so selten das auch ist), die gleichen gesellschaftlichen Möglichkeiten der Partizipation und der Selbstorganisation gibt, wie dies bei heterosexuellen, monogamen Pärchen der Fall ist. Dies schließt eben auch das Recht auf Adoption und den Austausch weiterer Rechte mit ein, was am Ende auf etwas wie die PACS civile hinauslaufen würde. Dabei heißt dies nicht, dass man die Ehe zwischen Mann und Frau nicht noch auf andere Art und Weise in besonderer Form schützen und stärken kann. Die Kirche ist weiterhin ein starker Anker für diejenigen, die sich dort wohlfühlen und wenn die Kirche entscheidet, dass sie nur Menschen vermählt, die sich als Mann und Frau fühlen (unter den Rock gucken wird sie ja schon nicht), dann wird das einer Gruppe von Menschen eben auch gerecht. Und dass die Kirche nicht über das Ehegattensplitting entscheidet, sondern der Staat, sollte doch wohl akzeptiert werden. Und die Kirche abzuschaffen, oder ihr das Recht zu nehmen, über die Art und Weise ihrer Trauung zu entscheiden, will auch die Piratenpartei nicht.

Hessische Großfamilie um 1900 by Dieter Schütz / pixelio.deIch möchte auch anmerken: Die Familie zu schützen und sich dabei auf christliche Werte zu berufen, finde ich lobenswert. Wer aber aufgrund einer kurzen Stelle im neuen Testament, Homosexualität verdammt, der muss sich auch an die Stelle “Seid fruchtbar und mehret euch!” erinnern und all diejenigen verdammen, die das Sakrament der Ehe (das ist übrigens nicht Anfang so gewesen) (aus)nutzen, um ihren Status einer kinderlosen (Zweck-)beziehung von der Gesellschaft tolerieren, legitimieren und subventionieren zu lasen. Wahlkinderlosigkeit müsste ein bibeltreues Herz doch viel mehr zum Kochen bringen, als einen Schwulen zu sehen, der zwar nicht mit einer Frau schlafen kann, aber mit seinem Partner gerne einem Kind ein Zuhause bieten würde, welches es woanders nicht bekommt. Von der nicht vorhandenen Treue in manchem christlichen Haushalt will ich gar nicht erst anfangen zu schreiben.

Zum Schutz des Grundgesetzes wurde ja bereits einiges gesagt. Wenn die Verfasser unseres Grundgesetzes gewusst hätten, dass sich 60 Jahre später so viele Deutsche aufgrund von finanziellem Druck oder aus Bequemlichkeit oder aus anderen Gründen gegen Kinder entscheiden würden, hätten sie das Ehegattensplitting sicher nach einigen kinderlosen Jahren Ehe auslaufen lassen oder ähnliches, um dies zu verhindern. Aber wir können den Menschen eben nicht ihr Leben vorschreiben. Wer keine Kinder kriegen möchte, der muss auch nicht. Wer möchte, der sollte nach Kräften in diesem Wunsch unterstützt werden. Genauso wie die Stammesgemeinschaft von 50 Personen das vor 10.000 Jahren tat, kann das die heutige größere Gemeinschaft immer noch schaffen. Nur anders. Die Abschaffung des Art. 6 (1) GG wird ja nicht explizit gefordert und nur weil Validom meint, dies sei implizit enthalten, rücke ich doch nicht von meiner Position ab, dass wir den Familienschutz ausweiten wollen, sodass er nicht eine immer kleinere Gruppe von Menschen unter sich versammelt. Ich denke, wir dürfen uns nicht auf einen irgendwie gearteten Legalismus einlassen, in dem wir Dinge als heilig festschreiben, die offensichtlich anders gemeint waren oder sogar schon aus der x-ten Revision stammen. Das darf nicht das Maß aller Dinge sein.

Viel sinnvoller als sich über mehr Toleranz für mehr Lebensformen zu echauffieren, könnte auch der Kampf für einen säkularen Staat in der Piratenpartei sein, der die Kirche als gesellschaftlichen sinnvollen Teil seiner selbst anerkennt. Es gibt sicherlich auch Piraten, die den laizistischen Ansatz bevorzugen würden. Über die Risiken des Religionsentzugs hat Julia hat ja auf der OM10 in Kassel schon einen Vortrag gehalten: http://politik.benjamin-stoecker.de/2010/10/09/ruckblick-om10-3-piraten-als-postideologen/
Ich denke, die Mehrheit ist für einen gesunden Säkularismus, in der wir den Menschen nicht ihre Religion nehmen, aber auch dafür brauchen wir Christen unter den Piraten, die uns dabei unterstützen, diese Position zu vermitteln und mehrheitsfähig zu halten. Daher würde ich mich sehr freuen, wenn du auch weiterhin bei den Piraten bleibst und für deine Position wirbst, wie auch andere für ihre.

Fabio

PS: Vielleicht fühlen sich ja auch andere Piraten und Expiraten wie @leibowitz von diesem Blogpost angesprochen. Dies und eine eventuell daraus resultierende Diskussion ist natürlich durchaus erwünscht.

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Alex Müller hat gesprochen

So, mittlerweile befinden wir uns in Chemnitz und die Piraten sind mitten im lange erwarteten Prozess der Programmerweiterung. Um ihr Parteiprogramm (Grundsatzprogramm = GP) möglichst umfassend zu erweitern, haben sie direkt zu Beginn entschieden, alle Anträge zum Wahlprogramm und Positionspapiere nach den Anträgen zum Grundsatzprogramm (also nicht) beschieden werden. Das bedeutet natürlich, dass die Zahlen der Anträge pro Antragsgruppe in meinem letzten Blogartike hinfällig sind. Ich habe einfach nochmal ins Antragsbuch geschaut, wie viele Anträge zum Grundsatzprogramm in der jeweiligen Antragsgruppe aufgeführt sind. Mittlerweile wurde auch über die Reihenfolge der Antragspunkte bestimmt. Im Alex-Müller-Verfahren wurde diese Reihenfolge beschlossen. Diese sieht nun so aus (Änderungen an der TO sind immer noch möglich):

1. Internet und Medien: 5 Anträge zum Grundsatzprogramm
2. Tranparenz und Korruptionsbekämpfung: 1 Antrag zum Grundsatzprogramm
3. BGE: 2 Anträge zum Grundsatzprogramm
4. Bildung und Wissenschaft: 9 Anträge zum Grundsatzprogramm
5. Demokratie: 3 Anträge zum Grundsatzprogramm
6. Urheberrecht: 3 Anträge zum Grundsatzprogramm
7. Datenschutz: 0 Anträge zum Grundsatzprogramm
8. Umwelt und Energie: 9 Anträge zum Grundsatzprogramm

Die Anträge bedingen sich natürlich auch gegenseitig; im Bereich Internet und Medien können unter Umständen auch noch 2 Anträge wegfallen.

Für mich persönlich bedeutet dies, dass wir einige gute Programmbereiche, die wir in Berlin schon abgestimmt haben – also vor allem Suchtpolitik, Integrations- und Migrationspolitik und Geschlechts- und Familienpolitik nicht besprechen werden, was ich für einen großen Fehler halte. Das gilt es dann 2011 dringed nachzuholen. Interessant ist außerdem, dass stattdessen 135 Piraten für Datenschutz gestimmt haben, in dem es gar keine Grundsatzprogrammanträge gibt. Aber vielleicht wussten die Piraten das ja auch und wollten einfach ein Zeichen pro Datenschutz setzen. Man weiß ja nie…


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