Gesellschaft und Disput, Vermittlung und Engagement

Hallo liebe Blog-Leser,

Disput über gesellschaftlich relevante Themen ist kompliziert, oft auch nur schwer nachzuvollziehen für diejenigen, die nicht so viel Zeit haben, sich mit den Themen zu beschäftigen. Hinzu kommt, dass das, was man für politisch richtig hält, nicht immer auch das geeignete Mittel darstellt, um Menschen zu aktiver Partizipation zu ermutigen. Die Aufklärung kann in den Hintergrund treten, wenn man von einem Ziel besonders überzeugt ist und der Kreis der Beteiligten zu stark verengen. Diesem Effekt muss so früh und engagiert wie möglich begegnet werden. Dabei gilt es, auf eine unaufgeregte und sympathische Art und Weise Politik so zu vermitteln, dass sie nicht als aufdringlich wahrgenommen wird, sondern als sympatisch, nicht als langweilig  und überflüssig, sondern als spannend und beteiligenswert.

Eine tolle Organisation, die sich dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben hat, sind die Freiheitsredner. Eine Gruppe von Menschen, die in deiner Nähe unentgeltlich Vorträge zum Thema Bürgerrechte halten und in der ich auch aktiv bin. http://www.freiheitsredner.de/

Auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten, Vermittlung von Politik und Lust auf Partizipation zu bewirken, habe ich mir mit einigen Freunden zusammen überlegt, dass wir eigentlich eine Tour bräuchten, die  hier in Berlin  eine Tour überlegt, auf der Interessierte interaktiv in politische Prozesse eingeführt werden. Berlin ist so reich an Angeboten und Prozessen, Gebäuden und Institutionen. Diese müssen nur verknüpft und zu einem spannenden, politischen Angebot zusammengestellt werden. Mitten rein in die Anfangsphase der Überlegungen zur Ausgestaltung der Idee platze Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit seiner Pressekonferenz zur “konkreten Terrorgefahr bis Ende November” (mittlerweile in die Verlängerung bis Ende Dezember eingetreten), zahlreiche weitere politische Akteure folgten. Also entschied ich mich, innerhalb des unfertigen Konzepts spontan, eine politische Route zu diesem brisanten Thema zusammenzustellen.

www.wir-haben-angst.de

Am 5. 12. um 14 Uhr erkunden wir in einem warmen (!) Reisebus die von den Politikern mit Warnungen beworbenen Terrorziele. Vom Reichstag geht es zum Hauptbahnhof und zum Weihnachtsmarkt, wo man auf bärtige Männer mit verdächtig aussehenden auffälligen Päckchen aufpassen sollte. Beim Justizministerium erfahren wir, welche Rolle die Vorratsdatenspeicherung in der aktuellen Debatte abspielt. Und was hat noch gleich der niedersächsische Innenminister neulich gefordert?

“Terrortours – Die Paniknachhilfe” ist eine Mischung aus klassischer Stadtrundfahrt, aktueller Bildungsveranstaltung und politischem Protest. So ist für jeden was dabei – auch wenn man über die Inhalte schon hinreichend informiert sein sollte. Falls ihr Lust habt teilzunehmen, seid willkommen. Vielleicht kennt ihr ja auch noch jemanden in Berlin, der Interesse haben könnte. Sagt doch einfach mal Bescheid. Anmeldung ist nicht erforderlich. Seid einfach am Sonntag um 14 Uhr (pünktlich) auf dem Potsdamer Platz (nahe 1. Ampel) und steigt ein. Kostenpunkt 8 Euro (erm.6 Euro).

www.wir-haben-angst.de
Eine terrorfreie Adventszeit wünscht,
Fabio

2 Comments

2 Comments

  1. “Die Bevölkerung ist in den letzten Wochen in eine unnötige Panik und Terrorhysterie versetzt worden, die den realen Bedrohungsszenarien nicht entspricht.”

    Na, da bin ich aber begeistert. Nicht nur, daß Du von ein paar Berichten in Fernsehen und Zeitungen auf Panik und Terrorhysterie schließt, so als ob Spiegel, ZEIT und Tagesschau die ungefilterte vox populi wiedergäben – ja hier in Braunschweig hat sich tatsächlich kaum jemand auf die Straße getraut, und Araber werden von einem wütenden Mob mit Fackeln und Mistgabeln durch die Straßen getrieben. Nein, Du weißt als echter Experte offenbar auch, wie die “realen Bedrohungsszenarien” aussehen”. Glückwunsch. Das Ohr am Puls der Bevölkerung und in den Eingeweiden des BND, wie’s aussieht.

    • Hi Johannes,
      es ist natürlich jedem selbst überlassen, die Aussagen der Politiker und der Medien der letzten Wochen bzgl. Terrorgefahr in Deutschland zu bewerten in Bezug auf ihre Notwendigkeit und ihrer Verhältnismäßigkeit. Ich will auch niemandem eine Meinung vordiktieren und akzeptiere gerne andere Interpretationen und Sichtweisen. Das Ziel ist die Vermittlung von Zusammenhängen und Hintergründen.
      Schön, dass es meiner alten Heimatstadt gut geht. Auch hier in Berlin sind die meisten Menschen recht entspannt. Das ändert aber nichts daran, dass die Warnungen von Seiten der Politiker absurde Züge annehmen.
      Seit Jahren sind wir Zustand abstrakter Gefahr. Jetzt heißt es, die Gefahr sei konkret. Aber konkret geäußert werden soll doch wieder nichts. Und die Medien übernehmen die Nachrichten zum Teil ungefiltert oder spinnen noch eigene Geschichten dazu. Hier in Berlin werden Polizisten mit Maschinenpistolen auf Weihnachtsmärkte und Bahngleise geschickt. Ich frage mich, was die gegen Selbstmordattentäter oder stehengelassene Koffer bringen sollen. Hinzu kommen natürlich noch die täglichen Forderungen von B-Politikern, wie wir endlich wieder sicher leben können. Unser Berliner Innensenator hat die grandiose Idee, einfach alle unter Generalverdacht zu stellen, die wir nicht so gut verstehen: http://www.youtube.com/watch?v=QmQoCKvEoBQ Da ist die Frage der Verhältnismäßigkeit ganz klar und eindeutig negativ geklärt.

      Dieser Hörbeitrag über Terrorangst und Terrorgefahr ist sehr interessant: http://oe1.orf.at/artikel/215437 Auch sehr aufschlussreich ist ein Hörbeitrag über die Sauerlandgruppe, den ich nur nachreichen kann. Ich hoffe, du kannst etwas eher verstehen, wieso ich Aufklärung in diesem Bereich für so wichtig halte.

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